ecoGP Nürburgring: Aufholjagd im Nebel

Kann ein E-Auto-Rennen spannend sein, dass auf Endurance und Strategie ausgelegt ist? Ja es kann! Und es zieht dich unweigerlich in seinen Bann. Allein auf der Grand-Prix-Strecke das eigene Auto zu pilotieren hinterlässt Gänsehaut. Im Renngeschehen umso mehr. Aber Vorsicht: unter geht, wer sein Auto nicht in- und auswendig kennt. Aufholjagden, Nebelpausen, aberkannte Podestplätze – alles war dabei!

Schon einen Tag vor dem dem Beginn des 24-Stunden-Rennens kam am Nürburgring Spannung auf, die Startaufstellung wurde am Vormittag im Slalom auf der Müllenbachschleife ermittelt. Die Poleposition ging an das Team im Polestar 2. Direkt dahinter dürfen „Die Elektifizierten“ im Opel Corsa E starten.

Der Nebel des Grauens

Es war nicht die Neuauflage des alten Filmklassikers, es ist der Nürburgring live mit seinen Wetterkapriolen, der ein Renngeschehen vollkommen auf den Kopf stellen kann. So auch geschehen beim Standard 24-Stunden-Rennen der Verbrenner-Fraktion auf dem Nürburgring, bei dem wegen Nebel nur 9 ½ Stunden gefahren wurden.

Der ecoGP kam auf 14 Stunden Fahrzeit trotz Nebel. Sicherheit geht eben vor. Trotzdem: Es war ein Race! Das Team „Drillinge“ im Mitsubishi I-MIEV bekam die volle Härte zu spüren. Das Fahrzeug stellte sich nach zügiger Kurvenfahrt an den Curbs auf und kippte auf die Seite. Die Fahrerin blieb unverletzt bis auf zwei kleine Schnitte an der Hand mit der sie sich auf der gebrochenen Seitenscheibe aufgestützt hatte. Ab 2:30 in der Früh wurde der Nebel immer dichter und die Rennleitung unterbrach das Rennen. Um 10:00 Uhr lichtete sich der Nebel wieder durch den aufgekommenen Wind. Mit ungebremster Energie ging es weiter.

Effizienz schlägt Power

Auf der Rennstrecke hat ein leichtes Fahrzeug Vorteile. Die Batterie trägt maßgeblich zum Gewicht des Fahrzeuges bei. Welche Vorteile die kleinen Fahrzeuge haben, weiß auch Matthias Alt von den „Elektrifizierten“ im Opel Corsa-E am Racetrack: „Wir sind mit einem Prozent Restenergie reingekommen,“ verblüfft uns Matthias Alt. „Es kommt darauf an, beim letzten Ladestopp genau so viel nachzuladen, wie man braucht.“ Respekt, wer sein Auto so gut im Griff hat. Wer zu viel lädt, verschenkt wertvolle Zeit, wer zu wenig lädt, eventuell sogar den Sieg oder das Podest. So geschehen beim Team „Sustainable Stars“ im Polestar 2. Diese fuhren zwar als Dritte über die Ziellinie, blieben danach jedoch auf der Strecke liegen, was laut Reglement eine Runde Abzug bedeutet. Technagon hatte die gleiche Anzahl Runden erreicht, übernahm wegen der Strafrunde für Polestar letztendlich Platz 3, auch Platz 4 für Polestar ist eigentlich ein herausragendes Ergebnis.

Doch sehr enttäuscht legte das als privat gestartete Team im Polestar Protest ein und wollte das Ergebnis nicht anerkennen. Die Regel stützt sich allerdings auf eine im Dezember 2020 veröffentlichte DMSB-Regel. Ebenfalls zurückgestuft wurde das Team Eco Drive aus Rumänien, das durch den leeren Akku auf der Strecke sogar die Gesamtführung für die Rennserie 2021 verlor. Die Rumänen nahmen es sportlich: „Dann nehmen wir den ecoGP als Training für die Rückfahrt nach Bukarest und sind nächstes Jahr wieder dabei!“ So geht wahrer Sportsgeist! Kleine Randnotiz: Als das Polestar-Team liegen geblieben war, zeigte das Display zwei Kilometer Restreichweite an. Bisher ist uns kein aktuelles E-Auto untergekommen, das gegen Ende weniger Reichweite hat als angezeigt wird.

Tesla-Dominanz gebrochen

Gewinner am Nürburgring wurde das Team des Tesla-Clubs aus Tschechien im Model 3. Die erfahrenen Spezialisten beherrschen ihr Fahrzeug bestens. Die Folgeplätze wurden jedoch nicht – so wie von vielen prognostiziert – durch Teslas dominiert. Kia, Hyndai, Polestar und Opel ließen den Rest der Tesla-Meute hinter sich. Erfahrung der Fahrer zahlt sich aus. Das gesamte Ranking ist hier zu finden.

Für den Hyundai Kona mit Technagon-Entwickler Michael Neuenfeld am Steuer gab es im letzten Stint eine Aufholjagd vom Feinsten. Mit etlichen Runden Rückstand gestartet fuhr er sich an den Polestar bis auf zwei Minuten heran. Mit zwei Prozent Restenergie schaffte Neuenfeld es in die Box. Alles richtig gemacht, Platz 3. „Ein Riesenspaß und man erfährt, was die Autos zu leisten im Stande sind,“ sagt Manuel Pledl, Geschäftsführer bei Technagon. „Gerade für uns als Ladesäulenhersteller gab es einiges zu lernen.“

Ein gelungenes Saisonfinale

Es gab viele Probleme zu umschiffen in diesem Jahr. Corona hatte einige Rennen unmöglich gemacht, die Flut im Ahrtal führte zu einer Terminkollision mit den Abschlussrennen der GT Masters und damit zu einer kurzfristigen Verschiebung des ecoGP. Zahlreiche Hersteller waren durch die Chipkrise nur mit sich selbst beschäftigt. Rafael de Mestre gab allerdings nicht auf und schaffte mit seinem Team das fast Unmögliche: Zwei Wochenenden E-Mobilität am Ring. Schön für uns von dmt.events als Agentur für Neue Mobilität hier tatkräftig dabei gewesen zu sein und mitgewirkt zu haben.

Technagon als Ladepartner trat mit zwei Teams beim ecoGP an und belegte den dritten und den 17. Platz.

„Es hat uns viel Kraft gekostet, aber auch ganz viel Freude bereitet, dieses Event auf der Traditionsstrecke Nürburgring zum Erfolg zu führen“, so ecoGP-Kopf Rafael de Mestre. „Nach der Saison ist vor der Saison – die Pläne für das nächste Jahr sind kurz vor dem Abschluss. Alle dürfen gespannt sein. Der Nürburgring ist wieder dabei!“

Wir sind gespannt auf die nächste Saison und freuen uns auf Rafael de Mestres 22. ecoGP im nächsten Jahr!